Körper·Sprache
Körpersprache
Disabled Bodies in Discourse
Disabled Bodies in Discourse

Von Sara Bocchini und Demis Quadri

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Disabled Bodies heißt übersetzt: Körper mit Behinderung.
Das Projekt Disabled Bodies gehört zum Projekt DisAbility on Stage .
Es ist ein Teil·Projekt.

Die Accademia Teatro Dimitri (ATD) hat untersucht:
Welche Berührungs·Punkte gibt es zwischen dem Körper·Theater und Theater von Künstlern mit Behinderungen?

Zuerst wurde eine wissenschaftliche Untersuchung gemacht.
Dann gab es 2 Wochen Theater-Workshop.
8 Studenten und Studentinnen haben dabei mit·gemacht.
Und 6 Künstler und Künstlerinnen der Gruppe Teatro Danzabile aus Lugano.
Emanuel Rosenberg hat den Workshop geleitet.

Es war ein inklusiver Workshop.
Also ein Workshop für Menschen mit und ohne Behinderung.

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Jede Person besteht aus vielen kleinen Einzel·heiten.
Jede Person ist einzig·artig.

Während des Workshops gab es Schlüssel·Wörter.
Diese Wörter wurden im Workshop immer wieder benutzt.
Sie haben uns bei der Arbeit begleitet und geführt.
Jemand hat eins der Schlüssel·Wörter gesagt.
Und alle wussten sofort Bescheid.

Mit diesen Schlüssel·Wörtern konnten wir sagen:
Wir sind Teil dieser Welt.
Wir sind einzig·artig.

Die Einzelheiten sind wichtig

Ein Wort hat uns durch alle Workshops geführt.
Es ist das Wort Details.

Es war auch der Titel unserer Abschluss·Vorführung.
Details ist ein anderes Wort für Einzelheiten.

«Details» ist eines der Schlüsselwörter.

Man muss sich die Details einer Person ansehen.
Dann sieht man:
Jede Person besteht aus vielen kleinen Details.
Jede Person ist einzig·artig.

Der Körper besteht auch aus vielen Details.
Sie kommen alle zusammen.
Mit dem Körper kann man vieles ausdrücken.
Auch auf der Theater·Bühne.
Das nennt man Körper·Theater.
Es geht nicht um gesprochene Sprache.
Es geht um Körper·Sprache.
Wie kann man sich mit dem Körper ausdrücken?

Bei einem Körper mit einer Behinderung denken viele Menschen:
Man muss ihn reparieren.
Es ist kein «richtiger» Körper für die Kunst.
Er kann nicht tanzen.
Er kann nicht handeln.
Er kann nicht auf der Bühne stehen.
Er ist nicht «normal».

Man dachte:
Menschen mit Behinderung sind eine Minderheit.
Sie können nicht mit·reden.
Sie können in der Politik nicht mit·bestimmen.
Und sie können nicht Teil der Kunst sein.
Sie sind ausgeschlossen.

Das stimmt nicht.
Aber viele Menschen mit Behinderung haben immer noch Schwierigkeiten deswegen.
Sie können nur selten eine Ausbildung als Schauspieler oder Tänzer machen.

Was haben wir in den Workshops gelernt?

Bei den Workshops haben wir gemerkt:
Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen kennen ihren Körper gut.
Sie wissen genau: Wie kann ich ihn benutzen?
Was kann ich mit meinem Körper machen?

Sie haben sich darüber aus·getauscht.
Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben sich gegenseitig erzählt:
Was weiß ich über meinen Körper?
Und was habe ich von anderen gelernt?

Alle haben unterschiedliche Erfahrungen mit ihrem Körper gemacht.

Das war gut.
So gab es viel Austausch.
Und alle konnten Neues von·einander lernen.

Der Workshop war eine Gelegenheit, sich zu begegnen.
Alle haben mehr über die Körper der anderen gelernt.
Danach war nicht mehr wichtig:
Hat dieser Körper eine Behinderung oder nicht?

«Begegnung» ist eines der Schlüsselwörter.

Alle waren neugierig.
Und alle hatten weniger Vorurteile.

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben auch über Regeln gesprochen.
Sie haben zusammen entschieden:
Wie wollen wir zusammen arbeiten?
Welche Regeln gelten für unsere Arbeit?
Sie haben geguckt:
Was brauchen die Mitglieder der Gruppe?
Welche Wünsche gibt es?
Und was ist möglich?

Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben ihre eigenen Grenzen gespürt.
Und sie haben sie über·schritten.

Die Studenten und Studentinnen wussten vor den Workshops nicht:
Was heißt es, mit Künstlern und Künstlerinnen mit Behinderung zusammen zu arbeiten?
In den Workshops konnten sie es erleben.
Alle konnten etwas erleben, das sie vorher nicht kannten.

Das war eine Chance.
Alle konnten ihren Blick·Winkel verändern.
Und ihr Denken über Normalität.
Und über Menschen mit Behinderung.

Alles hat länger gedauert als sonst.

Für die Zusammen·Arbeit brauchten wir gemeinsame Zeit.
Emanuel Rosenberg hat die Workshops geleitet.
Er musste langsamer arbeiten als sonst.
So konnten alle mit·machen.
Für die Studenten und Studentinnen war das zuerst schwierig.
Sie arbeiten sonst schneller.
Aber dann fanden alle das Tempo gut.
Alle konnten genauer arbeiten.
Und persönlicher.
Alle waren sehr aufmerksam.
So gab es ein großes Vertrauen.
Alle haben gespürt:
Wir gehören als Team zusammen.
Unsere gemeinsame Zeit ist wert·voll.
Das konnte man auch in der Abschluss·Vorführung spüren.

«Wissen oder sein?» ist eine Schlüsselfrage.

«Bedürfnis» ist eines der Schlüsselwörter.

Alle Menschen haben ein Bedürfnis.
Sie wollen sich selbst ausdrücken.
Sie wollen ihre Persönlichkeit zeigen.
Das konnten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in den Workshops machen.
Alle konnten gemeinsam entscheiden.
Und sie konnten zusammen etwas Neues entstehen lassen.
Alle haben zusammen entschieden:
Wie soll unsere Abschluss·Vorführung aussehen?

Viele Theater·Aufführungen werden zusammen geplant.
Das heißt:
Viele verschiedene Menschen sagen ihre Meinung dazu.
Die Künstler und Künstlerinnen bestimmen mit.
Sie planen zusammen:
Wie soll das Stück aussehen?
Was soll auf der Bühne passieren?
Alle haben unterschiedliche Ideen und Vorstellungen.
Alle verhalten sich anders auf der Bühne.
Das ist gut.
Es ist wert·voll.

Die Workshops im Forschungs·Projekt waren inklusiv.
Das heißt:
Es waren Workshops für Menschen mit und ohne Behinderung.
Dann ist das Mit·Reden und die Zusammen·Arbeit auch politisch.
Warum ist das so?
Menschen mit Behinderung sind immer noch oft ausgeschlossen.
Oft können sie nicht mit·reden.
Auch bei Themen, die alle Menschen betreffen.

Darum ist es wichtig, über Behinderung zu sprechen.
Mit allen Menschen, die wir kennen.
Das Thema ist wichtig.
Wir müssen etwas verändern.

Zerbrechlichkeit ist wichtig.
Wir dürfen nicht so tun, als ob sie nicht da wäre.

Menschen mit Behinderungen verstecken sich nicht mehr

Kunst kann auch etwas verändern.
Sie zeigt:
Es gibt verschiedene Körper.
Und es gibt verschiedene Arten, sie auf der Bühne zu zeigen.
Menschen mit Behinderung können ihre Ideen und Erfahrungen zeigen in der Kunst.
Sie können für sich selbst sprechen.
Sie verstecken sich nicht mehr.

Es gibt viele verschiedene Theater·Stücke von Menschen mit Behinderung.
Nicht in allen Stücken muss Behinderung auch das Thema sein.
In der Abschluss·Vorführung der Workshops ist das auch nicht so.
Die Zuschauer und Zuschauerinnen sehen die Menschen auf der Bühne.
Sie merken:
Alle sehen unterschiedlich aus.
Vielleicht fragen sich die Zuschauer und Zuschauerinnen:
«Wer ist tatsächlich behindert?»

Das heißt:
Auch für die Zuschauer und Zuschauerinnen verändert sich etwas.
Sie verändern ihr Denken über «Normalität» und «Behinderung».
Sie merken am Ende:
Es ist nicht wichtig.
Das, was auf der Bühne passiert, ist schön.

Während der Workshops haben wir oft gemerkt:
Wir sind alle zerbrechlich.
Oft denkt man:
Zerbrechlichkeit ist etwas Schlechtes.
Es ist nicht gut, zerbrechlich zu sein.
Dann sind wir schwach.
Wir können leicht gebrochen werden.

«Zerbrechlich» ist eines der Schlüsselwörter.

Aber man kann auch sagen:
Zerbrechlichkeit ist etwas Gutes.
Man ist zart.

Man ist gefühl·voll.
Man kann sich verändern und neu finden.

Darum ist Zerbrechlichkeit auch wichtig für Künstler und Künstlerinnen auf der Bühne.
Es heißt:
Man ist nicht starr.
Man kann sich verändern.
Man kann auf der Bühen verschiedene Rollen annehmen.
Im Theater geht es darum. Momente zu erleben.
Diese Momente kommen nicht wieder.
Sie sind auch zerbrechlich.
Man kann sie nicht aufhalten.

Zerbrechlichkeit ist wichtig.
Wir dürfen nicht so tun, als ob sie nicht da wäre.

Man muss immer weiter lernen

Eine sehr wichtige Frage:
sein oder wissen?
Wir sammeln viel Wissen.
Aber wir müssen dieses Wissen auch selbst erfahren.
Wir müssen es zu einem Teil unseres Seins machen.

Erfahrungen ohne Wissen helfen uns auch nicht.
Wir müssen Erfahrungen machen und darüber nach·denken.
Wir müssen beschreiben:
Was haben wir erlebt?

Die Forscher und Forscherinnen in unserem Projekt hatten manchmal Schwierigkeiten.
Sie haben nicht die richtigen Worte gefunden.
Sie wollten beschreiben:
Was haben sie im Bühnen·Labor erlebt?

Die Erlebnisse waren besonders.
Sie waren sehr dicht.
Dafür kann man nur schwer Worte finden.
Darum haben wir gesagt:
In unserem Projekt kann man nicht nur über Theater forschen.
Man muss auch bei den Workshops mit·machen.
So haben wir alle zusammen verstanden:
Unsere Forschung ist nicht zu Ende.
Wir lernen alle zusammen.
Und das geht immer weiter.

Ein Foto von Anton Rey. Er ist Theater·Professor an der Zürcher Hochschule der Künste.

Sara Bocchini ist Schauspielerin und Tänzerin. Sie kommt aus Rimini. Rimini ist eine Stadt in Italien. Sie hat an der Theater·Schule Accademia Teatro Dimitri studiert. Sie spielt Theater, sie tanzt und forscht darüber.

Ein Foto von Demis Quadri. Er ist Theater·Professor an der «Accademia Teatro Dimitri».

Demis Quadri ist Theater·Professor an der Accademia Teatro Dimitri. Das ist eine Theater-Schule im Tessin. Das Tessin ist in der Schweiz. Dort spricht man Italienisch. Ein Professor unterrichtet an einer Hoch·Schule. Er kennt sich aus mit Theater·Geschichte und Körper·Theater.

Ein Foto von Sara Bocchini. Sie ist Schauspielerin und Tänzerin aus Rimini.

Sara Bocchini ist Schauspielerin und Tänzerin. Sie kommt aus Rimini. Rimini ist eine Stadt in Italien. Sie hat an der Theater·Schule Accademia Teatro Dimitri studiert. Sie spielt Theater, sie tanzt und forscht darüber.

Ein Foto von Anton Rey. Er ist Theater·Professor an der Zürcher Hochschule der Künste.

Demis Quadri ist Theater·Professor an der Accademia Teatro Dimitri. Das ist eine Theater-Schule im Tessin. Das Tessin ist in der Schweiz. Dort spricht man Italienisch. Ein Professor unterrichtet an einer Hoch·Schule. Er kennt sich aus mit Theater·Geschichte und Körper·Theater.

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